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Position der Naturschutzreferenten von Wien und
Niederösterreich zum Thema E-Mountainbike


Schon mehrere Jahrzehnte polarisiert das Thema Mountainbike die Menschen innerhalb und
außerhalb des Alpenvereins. Einerseits setzen wir, im Alpenverein, uns dafür ein, den freien Zugang zur Natur zu bewahren, andererseits wollen wir die weitgehend unberührten Naturräume, wie wir sie in den Alpen noch vorfinden, erhalten. Wir sehen den freien Zugang zur Natur als wesentliches Kriterium an, um den Menschen einen Bezug zur Natur zu vermitteln und sprechen uns für die Position des Alpenvereins aus, die Forststraßen für Radfahrer, in Kombination mit einem Versicherungssystem, welches die Eigentümer schad- und klaglos hält, zu öffnen.



Seit längerem beobachten wir jedoch im Bereich E-Mountainbike eine Entwicklung innerhalb des Alpenvereins, welche sich mit den Grundsätzen des Alpenvereins nicht vereinbaren lässt. Im Rahmen des Treffens der Naturschutzreferenten und –referentinnen von Niederösterreich und Wien, am 5. Oktober 2019 wurde diese Entwicklung ausführlich diskutiert:

Der Alpenverein hat als Naturschutzorganisation, welche gleichzeitig die Naturräume des
Alpenraums nutzt, eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Gemäß unserem
Grundsatzprogramm haben wir uns dazu verpflichtet, bei unserem Verhalten Verantwortung
gegenüber der Natur zu übernehmen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Um natur- und
umweltverträgliche Formen des Tourismus zu fördern, sei auf energieintensive Aktivitäten zu
verzichten. Auch hinsichtlich der Energiewende sind umfassende Maßnahmen zur Energieeinsparung zu ergreifen. Das Motto „Bewegung aus eigener Kraft“ wollen wir in diesem Kontext besonders hervorheben. Eine klare Positionierung gegenüber dem E-Moutainbike-Sport, wie sie bereits vom Deutschen Alpenverein erfolgte, fehlt hier zu Lande noch völlig. Vielmehr werden im neuen Akademieprogramm bereits Übungsleiterkurse für das E-Mountainbike angeboten.

Eine Förderung bzw. Bewerbung des E-Mountainbike-Sports widerspricht jedoch mehreren Punkten des Grundsatzprogramms des Alpenvereins:

5. Touristische Wachstumsspirale durchbrechen und unerschlossene Räume erhalten.
Durch den verstärkten Einsatz von E- Mountainbikes können immer entlegenere Naturräume
erreicht werden. Folglich kommen auch unerschlossene Naturräume durch die Erweiterung
des Aktionsradius unter Bedrängnis. Zusätzlich erhöht sich der Nutzungsdruck auf die
Naturräume im Allgemeinen, da durch die Verwendung des E- Mountainbikes immer mehr
Personen in der Lage sind, diese mit geringerem Aufwand zu erreichen.

6. Natur- und umweltverträgliche Formen des Tourismus fördern.
Durch den Umstieg von normalen Mountainbikes auf E-Mountainbikes steigt der Energie- und
Ressourcenverbrauch. Im Zuge des Klimawandels sehen wir uns mit der großen
Herausforderung des Umstiegs auf Erneuerbare Energien konfrontiert. Dieser Umstieg wird
nur funktionieren wenn wir gleichzeitig unseren Energieverbrauch reduzieren und nicht weiter
zu dessen Erhöhung beitragen. Die Verwendung des E-Mountainbikes im Freizeitsport ist für
das Erreichen der Energiewende kontraproduktiv.

8. Die Energiezukunft kritisch mitgestalten.
Wie bereits im Punkt 8 angesprochen, führt das E-Mountainbiken zu einem erhöhten Stromund Ressourcenbedar. Generell, aber vor allem im Freizeitsport, sollte auf jegliche Form von nicht notwendigem Energieverbrauch verzichtet werden.

10. Freien Zugang zur Natur bewahren.
Durch die verstärkte Nutzung des E-Mountainbikes ist davon auszugehen, dass die Konflikte
zwischen den unterschiedlichen Wegenutzern zunehmen werden. Dadurch steht die
Wegefreiheit selbst, welche ein erkämpftes Recht darstellt, unter Bedrängnis. Wir sehen
deshalb die angestrebte Öffnung der Forststraßen für Fahrräder ebenfalls gefährdet.

11. Zu Natur- und Umweltverträglichem Verhalten anleiten
Der Alpenverein soll seine Mitglieder zu einem natur- und umweltverträglichen Verhalten
animieren. Durch die Nutzung des E-Mountainbikes wird der Energie- und
Ressourcenverbrauch jedoch erhöht. Zudem werden eigene körperliche Leistungsgrenzen
weniger bewusst wahrgenommen. Die Aufgabe des Alpenvereins ist es, hier aufklärend auf
seine Mitglieder zu wirken und diese zu einem verantwortungsvollen und bewussten Umgang
mit der Natur und dem eigenen Körper zu bewegen.

12. Die Alpine Infrastruktur für den Bergsport ökologisch ausrichten.
Eine ökologische Ausrichtung der Alpinen Infrastruktur bedeutet ebenfalls, den
Ressourcenverbrauch so gering wie möglich zu halten. Das Errichten von Ladestationen auf
Schutzhütten führt zu einem erhöhten Energie- und Ressourcenverbrauch und trägt daher
nicht zu einer ökologischen Ausrichtung der Alpinen Infrastruktur bei.

Wir stellen uns definitiv gegen Verbote und Exklusion, möchten aber die Werte des Alpenvereins klar vertreten sehen. Aufgrund dieser Widersprüche mit den Grundsätzen des Alpenvereins sprechen wir uns für folgende Positionen im Alpenverein aus:

Keine proaktive Bewerbung von E-Mountainbike Veranstaltungen, Kurse, etc. innerhalb des Alpenvereins

Verzicht auf Ladestationen auf Alpenvereins-Hütten

Überarbeitung und Nachschärfung des Mountainbike-Positionspapieres bzgl. E-Mountainbikes (Stand 2015)

Verstärkte Umsetzung von bewusstseinsbildenden Maßnahmen zum Thema Energie- und Ressourcenverbrauch