Öffi-Tour: Irrwege bei der Anreise – Sonne im Schnee
Meine letzte geführte Schneeschuhwanderung in diesem Winter habe ich recht unbestimmt für das Mariazellerland ausgeschrieben, weil ich ja vorher noch nicht wusste wo es Ende März noch genug Schnee geben würde.
Erst in der Woche davor habe ich auf zwei mögliche Destinationen eingeschränkt – um final am Mittwoch für mich zu entscheiden, dass wir auf die Gemeindealpe gehen werden.
Nach Mariazell ist die Zugreise zwar sehr schön, aber auch sehr lang. Damit das Verhältnis Wanderung zu An- und Abreise passt, habe ich die Wanderung entsprechend lange geplant. Das führt dann wiederum dazu, dass wir mit dem ersten Zug am Samstag in der Früh fahren mussten, um alles zeitlich, ohne Stress, unterzubringen.
Treffpunkt war diesmal um 5:45 am Bahnhof Meidling, bei den Ticketautomaten. Abfahrt des Zuges 6:02.
Auf Irrwegen nach Mariazell
Wenige Minuten vor St.Pölten, wurde unser Zug plötzlich auf ein Nebengleis umgeleitet. Die Durchsage hat uns informiert, dass wir mit 20 Minuten Verspätung in St. Pölten eintreffen werden. Da die Mariazellerbahn nicht wartet, war mir klar, dass wir dadurch mit der nächsten fahren müssen und zwei Stunden später in Mariazell ankommen werden. Leider wusste ich das schon, weil das im Dezember auch schon passiert ist, als ich eine Schneeschuhtour auf den Göller geführt hatte.
Das ÖBB Kundenservice wird mir später auf meine E-Mail Beschwerde folgendes antworten:
„[…]
Ich verstehe Ihren Ärger über die Verspätung Ihres gewählten Zuges RJ 540 und das daraus resultierende Anschlussversäumnis zu Zug R 6803 der Mariazeller Bahn. Selbstverständlich haben Sie sich auf die Pünktlichkeit des Zuges verlassen, um rechtzeitig in St. Pölten einzutreffen und die Wanderung wie geplant stattfinden kann. Dies war leider nicht der Fall. Das tut mir sehr leid. Von den fehlenden Informationen bezüglich dieser Verspätung ganz zu schweigen.
Aufgrund von Verzögerungen bei den Bauarbeiten auf der Strecke zwischen St. Pölten und Knoten Wagram ist Ihr gewählter Zug RJ 540 am 24.3.2018 mit einer Verspätung von 30 Minuten in St. Pölten eingetroffen. Der Zug wurde über Moosbierbaum umgeleitet.
[…]
Entschuldigen Sie bitte diese Unannehmlichkeiten.“
Warum die ÖBB ihre Kunden nicht vorab informieren kann, dass man Bauarbeiten auf der Strecke nach St. Pölten durchführt und daher den Zug umleiten müssen wird, erschließt sich mir nicht. Kein Mensch steht gerne vor 5:00 auf um dann in St. Pölten zu stranden! Zwei Mal innerhalb von wenigen Monaten!
Komplett umplanen konnte ich nicht, weil einige von uns bereits die Tickets bis Mariazell gekauft hatten. Das mache ich in Zukunft besser: Die Tickets kaufe ich mir ab jetzt nur mehr direkt in der Mariazellerbahn. Preislich macht das keinen Unterschied und dort geht eh immer ein Schaffner durch!
In St. Pölten haben wir uns im ÖBB Kundenzentrum einmal beschwert und uns die Zeit bis zum Alternativzug mit dem Ausfüllen von Beschwerdeformularen und Fahrtpreisrückerstattungsformularen vertrieben.
Um nur eine Stunde, statt zwei, zu verlieren, haben wir nicht auf die nächste „Himmelsleiter“ gewartet, sondern haben eine Verbindung nach Traisen genommen. Dort Umstieg und eine Station nach Lilienfeld. Von Lilienfeld mit dem Bus nach Mariazell. Ab 8:50 in Lilienfeld. Mit dem Bus. Wir waren dort. Der ÖBB Bus leider nicht.
Ich habe dann kurz nach 9:00 die ÖBB Servicenummer angerufen um zu erfragen was mit der Buslinie 552 los ist. Die ÖBB hat dort ein neues System eingerichtet, durch das man nicht mehr in der Warteschleife bleiben muss, sondern man wird zurückgerufen. Das hat mir gut gefallen, dass es einen solchen Service gibt. Bevor das System auflegt, sagt es einem noch wann man den Anruf erwarten kann. Mir wurde gesagt: 9:31. Das ist nicht nur völlig inakzeptabel, sondern auch so, dass ich den Rückruf bis heute nicht erhalten habe. Hat mir weniger gut gefallen.
Der Bus 552 ist dann doch noch gekommen. 25 Minuten verspätet. Um es kurz zu machen: Wir sind kurz nach 10:00 in Mariazell angekommen – nachdem der Fahrer mit Bleifuß am Gaspedal auf der kurvigen, nassen Straße Zeit aufgeholt hat.
Dem Taxi hatte ich vorher Bescheid gegeben, dass unser Zug Verspätung hatte und ihm gesagt, dass wir um 10:00 ankommen. Das hat er allerdings ignoriert und sich auf 11:00 eingestellt, weil das die nächste Mariazellerbahn ankommt. Dass wir über Traisen & Lilienfeld fahren, ist ihm nicht eingefallen. Wird mir in Zukunft auch nicht mehr einfallen.
Nach meinem Anruf war das Taxi aber in fünf Minuten da und hat uns alle zum Zeller Rain hinaufgeführt.
Viel Schnee beim Eisernen Herrgott
Wir haben unsere Schneeschuhe angezogen und sind der Schitourspur gefolgt. Zuerst war es noch recht bewölkt und unsere Stimmung wegen der Irrfahrt bei der Anreise eher so „na super, Sonne scheint auch nicht, obwohl es schön angesagt war!“.
Diese getrübte Stimmung hat sich aber recht schnell verflüchtigt, als die Sonne immer stärker herausgekommen ist. Ich habe einige tolle Fotos im Schnee, mit Sonne, den Teilnehmern und der Winterlandschaft um uns herum, gemacht!
Beim Eisernen Herrgott habe ich mit der Lawinensonde die Schneehöhe nachgemessen: 180cm!
Grat & Wechten
Der Übergang vom Eisernen Herrgott zum letzten Anstieg auf die Gemeindealpe hinauf, ist teilweise sehr schmal und ausgesetzt. Den größeren Teil geht man unterhalt von überhängenden Schneewechten quer zum Hang. Mit den Kanten von Tourenschi problemlos, mit Schneeschuhen nicht ganz angenehm.
Eine Stelle ist zwar nur ganz kurz, aber wirklich rechts und links mit Tiefblick versehen. Im Winter mit Schnee, der wenig Kontouren zeigt, schaut das noch eindrucksvoller aus. Habe dort ganz spektakuläre Fotos gemacht: Von der Gruppe, jedem Teilnehmer einzeln, dem Schnee, den Wechten, der Sonne – von allem!
Der letzte Aufstieg auf den Gipfel ist der steilste Teil der Tagestour, aber nicht sehr lange. In schönstem Sonnenschein kommen wir oben an und machen mit dem winterlich verzierten Gipfelkreuz die schönsten Fotos mit meiner Kamera, die jemals im Winter, in der Sonne, auf einem Berggipfel geschossen wurden. Ohne zu übertreiben.
Abstieg
Das Terzerhaus hatte geschlossen, der Lift ist eingestellt. Daher haben wir nach einer kurzen Pause den Abstieg in Angriff genommen. Wir sind über die flacheren Teile der Piste bis zur Mittelstation abgestiegen und haben uns dort vor die einzige geöffnete Hütte gesetzt und etwas getrunken und gegessen.
Der letzte Teil des Abstiegs nach Mitterbach hinunter – weiter über die Schipiste – war einfach und unspektakulär. Bei der Talstation sind wir kurz nach 16:00 angekommen. Bis zum Bahnhof waren es nur mehr wenige Minuten, so dass wir unseren Zug um 17:13 problemlos erreichen konnten.
Beim Warten am Bahnhof Mitterbach wollte ich mir dann die schönen Fotos des Tages anschauen. An dieser Stelle musste ich dann leider feststellen, dass meine wirklich sehr gute Kamera (Sony RX100 III) die Zusammenarbeit mit der SD Karte aufgekündigt hat. Dort habe ich noch daran geglaubt, dass dies eine temporäre Arbeitsverweigerung wäre. Zuhause musste ich dann feststellen, dass es eine permanente und nicht wiederrufbare war. Alle Fotos gingen verloren! Die schönsten Schneeschuhwintersonnenwanderungsfotos ever!
Wenigstens waren wir pünktlich um 20:00 wieder in Wien! :(
Martin Heppner
Übungsleiter Bergwandern und Übungsleiter Schneeschuhwandern
Im Verein seit: 2012
Geboren und aufgewachsen in Klagenfurt, lebt jetzt in Wien
Im Frühjahr 2015 hat er sein Auto verkauft und ist seither mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Touren unterwegs. Darüber bloggt er beim Alpenverein Edelweiss.
In seiner Kindheit haben ihn seine Eltern oft in Kärnten, Slowenien und Italien zum Wandern mitgenommen. Durch den Abstand der Jahre verklärt, kann er sich nur mehr an die schönen Momente in den Bergen erinnern. Deshalb schleppt er jetzt seine eigenen Kinder ab und zu mit in die Wiener Hausberge.
Touren mit Martin Heppner