Über den Nandlgrat auf den Schneeberg, bei bestem Kaiserwetter (scho wida)
Wem auf dem Schneeberg die ordentlich ausgetretenen Pfade zu bevölkert sind, kann ja mal nicht nur über die "Hermi" sondern auch über den Nandlgrat oder über den Novembergrat die "Hochebene" erklimmen. Den Fadensteig lass ich da mal außen vor, denn da ist normal schon ein ziemliches Gewurl (das Wort gibt es. Steht im Duden - Hochdeutsch ==> Gewusel)!
Nebstbei wusste ich nicht, was ich mit der Erklärung des Begriffes "Kaiserwetter" vor 14 Tagen anrichtete. Natürlich gab es (zumindest in Wien und auch in Bad Ischl) noch die Variante: "Nur bei schönem Wetter geruhte seine Majestät dies und das zu eröffnen und huldvoll sowie gnädig des Volkes Lobpreisungen entgegen zu nehmen". Das hat nichts mit seinem Geburtstag zu tun. Zugegeben - als Österreicher/Wiener/Beamter ist mir die Version eh sympathischer.
Wir allerdings haben uns um 3/4 9 Uhr in Losenheim (Parkplatz Sesselbahn) aufgemacht, den Nandlgrat zu bezwingen. Nach kurzem Eingehen unter der Lifttrasse durch und einer ein bisschen faden Forststraße geht es dann schon hurtig "aufi" in Richtung "Ferdinand-Bürkle-Hütte" und gleich darüber zur "Rieshütte". Die Bürkle-Hütte ist eine Diensthütte der Bergrettung Puchberg, und daher natürlich nur zu Bereitschaftsdiensten, bzw. im Ernstfall offiziell besetzt. Die Rieshütte gehört dem ÖAV-Burgenland und ist im Normalfall ebenfalls nicht "offen". Sie macht aber von außen einen recht schmucken Eindruck.
Jetzt kann man die Staberl ruhig wegpacken, denn ab sofort heißt es: oft mit den Händen zupacken. Zu Anfangs ziemlich am Grat schraubt man sich recht flott in die Höhe.
Der Spaß auf teilweise gerölligem Wegstücken ist natürlich endendwollend, aber es waren ja alle voll motiviert.
Bei Erreichen des Steigbuches (übrigens bombensicher verpackt) bietet sich eine kleine Verschnaufpause an.
Der Blick talwärts ins Puchberger Becken entschädigt aber jedenfalls für Müh und Plag. Der Rest des Steiges inkl. ein paar Höhenmeter runter mit "textilem" Geländerseil, ...
... ist zwar immer noch eine "leichte Schrofenkletterei", ...
... aber man sieht schon, das Ende ist nah.
Und zwar das Ende des Steiges!
Zur Fischerhütte schwitzt man schon noch ein schönes Aufwärtsstück.
Die Klassifizierung des Steiges in "SCHWARZ" liegt auf der Hand. In meinem Verständnis entspricht er so in etwa einem Klettersteig der Kategorie B (teilweise in Richtung A), halt ohne Klettersteigversicherungen. Was mich wieder dazu bringt, vom Nandlgrat im Abstieg abzuraten, bei Nässe dringlichst abzuraten. So wie der Novembergrat ist der Nandlgrat von oben auch nicht als Abstiegsalternative mit einem Wegweiser angepriesen. Wird seinen Grund haben. Vermutlich auch ein Beitrag zum sanft gelenktem Besucherwegkonzeptes und zur Entlastung der Bergrettung.
Wie auch immer. Natürlich sind wir zur Fischerhütte rauf (Gipfel haben wir uns erspart - zu viele Radarschüsseln etc.) und unser Vorauskommando (Natascha und Christoph) hat so nach und nach einen Tisch für 13 Personen (stimmt - wir waren 13) requiriert. Das Verpflegungskonzept ist auf der Fischerhütte wesentlich besser strukturiert als am Damböckhaus, somit war die Schlange an der Schank nicht so lang und aushaltbar. Der Ausblick von der Fischerhütte Richtung Bergstation hat den Vorteil, dass man die vielen Menschlein nur als kleine Ameisen wahrnimmt und sich beinahe alleine vorkommt.
Da sich rauf niemand gefürchtet hat, sind wir über den Fadensteig runter. War für manche eine Premiere. Der Aufstieg von der Edelweisshütte über den Fadensteig und weiter zur Fischerhütte hat so ziemlich Ähnlichkeit mit einer Ameisenstraße. Der Abstieg auch. Beim Einstieg gab es sogar kurze Wartezeiten. Das runter am Fadensteig ist nicht so schlimm, zeitweise kann man sich der Popschbremse bedienen (© Ulli), die Staberl sind bis zur Waldgrenze weiterhin im Wege und die Hände braucht man sowieso.
Empfehlenswerte Kuchen auf der Edelweisshütte: ALLE!!!
Die Currygewürzmischungen bei einigen Gerichten (Currygulays z.B.) fallen unter die Rubrik „ausgezeichnet“. Die Hausmannskost (Schweinsbraten z.B.) rechtfertigt auch eine, und wenn auch nur dem Schweinsbraten geschuldete, Auf- u. Abfahrt mit der Sesselbahn.
Das Ende der Tour war nun wirklich nah und nach 1230 Höhenmetern im Auf- und Abstieg auch verdient.
Rainer
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Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl