Bergwaldprojekt [das]; Umweltbaustelle [die]; Teil 1
Kurzfassung: Menschen jedweden Alters und Geschlechtes eilen von überall herbei und basteln eine Woche im Wald (oder auf der Alm; oder wo es Not ist).
Na gut das wär zu einfach.
Aber es stimmt doch irgendwie: je nach Aufgabenstellung kommen von überall Leute zusammen, die sich vorher nicht gekannt haben um gemeinsam etwas sinnvolles, nützliches, und damit auch befriedigendes zu bewerkstelligen. Ein Nebenprodukt ist Spaß, Gute Laune, Freude an ungewohnter (ja sogar), körperlicher Arbeit, rustikales Wohnen und so fort. Es könnte aber auch umgekehrt sein: Nebenprodukt und Aufgabenstellung wechseln – kommt aber auf dasselbe raus.
Ach ja Aufgabenstellung: das kann jetzt aber viel sein, z.B. „schwenden der Alm (schwenden?)“, „Wald putzen (?)“, „Steine klauben“, „Weg sanieren“, „schöpsen mit dem Schöpser (schöpsen? Schöpser?)“, „Wasserleitung eingraben“, „Baumaterial hinauf tragen“, „6000 Setzlinge setzen“, „Germer stechen (Germer? stechen?)“, Schutzhüttenterrasse neu bauen und was da sonst noch alles möglich ist. „Schwenden“ heißt eigentlich „Roden“ und man tut nichts anderes als die mit der Zeit zugewucherten Almflächen, wieder den Nutztieren (meist Rinder) zur Beweidung zugänglich zu machen. Das bewirkt auch „Steine klauben“.
„Wald putzen“ ist klar, oder? Z.B nach einem Windbruch das Bruchholz aus dem Wald räumen.
„Schöpsen mit dem Schöpser“ bedeutet in der Hochsprache „Entrinden mit dem Schäleisen“. Das hat unter anderem mit der Bekämpfung des Borkenkäfers [Bild_1] in unwegsamen, z.B. sumpfigen Gelände, zu tun. Wenn man als Städter eine Woche (so wie wir voriges Jahr auf der Hinteralm in Neuberg an der Mürz) schöpst [Bild_2], wachsen einem die Knechtsmale, also Megablasen auf den Händen. Die haben wir natürlich dokumentiert [Bild_3].
„Germer stechen“ ist überhaupt ein beliebter Zeitvertreib auf Almen. Der „weiße Germer“ ist im Garten hübsch anzuschauen und die wenigsten wissen, dass er eigentlich komplett giftig ist. Weidetiere ahnen im Normalfall, dass die Pflanze nicht bekömmlich ist, aber Jungtiere können bei Verzehr derselben sich durchaus eine letale Dosis einfangen. Die enthaltenen Alkaloide können auch durch die Haut aufgenommen werden und sind für den Menschen daher ebenfalls nicht zuträglich. Somit hat der „weiße Germer“ auf den Almen nichts verloren und gehört mit Putz und Stingl ausgemerzt.
Faustregel: soweit der „weiße Germer“ aus der Erde ragt, so tief ist er mit seiner Zwiebel in selbiger verzwiebelt. Da hilft nur ausgraben. Mit dem Germerstecher (eigentlich Ampferstecher; aber das ist eine andere Geschichte) beinahe kein Problem. Den entstandenen Pflanzenhaufen kann man getrost anzünden. Ob der Rauch bewusstseinserweiternd wirkt kann ich jetzt nicht mit Sicherheit bestätigen. Riecht aber interessant. Bei so einer Verbrennung auf der Gjaidalm am Dachsteinplateau schienen mir die Rindviecher nach dem Rauch süchtig. Also vorsichtshalber bitte nicht inhalieren!
Demnächst mehr
Rainer
Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl