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Geschichten lüften

Blog von: Petra Schwiglhofer

Geschichten lüften
Schreiben und Wandern
wie soll das gehen?

Am besten, ich nehme euch auf einen Schreib-Wandertag mit. Der Rucksack ist gepackt, mit clipboard, Schreibheft, Kuli und Sitzunterlage – und natürlich all dem, was immer in einen Wanderrucksack gehört: Proviant, Wasser, Regenjacke, …, aber da brauch ich euch ja nichts erklären.

Mit viel Vorfreude aufs Gehen steige ich den Waldweg hinauf. Ich schaufle mit tiefen Atemzügen die frische Luft in meine Lungen. Schritt um Schritt um Schritt. Nach und nach lass ich meinen Blick wandern. Überall springen mir Geschichten entgegen. Hier ein Mooshügel inmitten von Farnen, das Schloss der tanzenden Elfen, ganz sicher. Da ein Pfotenabdruck, der ist von einem Bären, der Schmerzen in der linken Hüfte hat, eh klar. Und die Nadeln am Waldboden sind eindeutig in einer Geheimschrift aufgelegt. Meine Augen jagen umher, meine Lippen haben sich zu einem Grinsen ausgebreitet, mein Atem pfeift. Die Geschichten purzeln durcheinander. Ich habe keine Lust, sie auseinander zu halten auch nicht, sie „fertig“ zu denken oder festzuhalten. Nein, ich freu mich einfach daran, was sich schon nach 30 Minuten Gehen in der Natur verändert. Die to-dos und die reflektierenden Gedanken im Kopf sind hinausgeschnauft, abgelöst von Bildern, in denen sich meine Fantasie austobt.

Ich wende mich dem Bestaunen der Bäume zu, dem Ausweichen pizzateller-großer-fliegenbestückter Kuhfladen und dem Übersteigen der Weidenzäune. Die blitzblauen Himmelsfenster setzen sich kontrastreich von den Fichten-, Lärchen- und vereinzelten Ahornwipfeln ab.

Ich erreiche den ersten Schreib-Rast-Platz, den ich für diese Tour ausgewählt habe. Eine Wiese, üppig in Bewuchs und Duft, mit Lärchen, die sich in unterschiedlichen Größen Raum nehmen. Sie begrüßen mich mit einem leichten Wippen ihrer Zweige. Die frischjungen Nadelquasten geben grünes Licht zum Verweilen. Genau das habe ich vor. Ich habe mir zwei Schreibimpulse ausgedacht, die ins unbefangene, freie Schreiben überleiten. Ich mache es mir gemütlich und bringe zur Papier, was ausgelöst wird.

Die Zeit verfliegt. Es ist so fein, die Fülle, die mich umgibt wahrzunehmen, in Zusammenhang zu bringen mit faktischen, erträumten oder fantasierten Erklärungen. Ganz selbstverständlich rauszuschreiben, was erzählt werden will, ohne stilistischen oder inhaltlichen Anspruch. Die Natur beschenkt uns großzügig, mit Vielfalt und Ruhe. Es ist diese Ruhe, die uns die Gelassenheit gibt, uns über unsere Bewertungen hinaus zu wagen und zuzulassen, was gerade Ausdruck finden möchte und damit zu spielen.

… aber was monologisiere ich denn hier, ich bin doch schon wieder unterwegs.

Aufgetankt mit Texten des Augenblicks und Käsebrot, stemme ich mich gegen die Steigung, meine Waden singen. Das Wandern bewegt mich. Ich spüre meinen Körper und mein Kopf sitzt einfach entspannt oben auf. Ich habe das Gefühl, das Gehen sortiert mich, räumt mich auf und dann gibt‘s wieder Platz für Neues. Zwischendurch verfall ich in einen Trott und bekomm gar nicht viel mit. Die Beine bestimmen den Rhythmus. Ich muss nicht ständig höchst achtsam mein Umfeld aufnehmen, ich darf mich auch einfach gehen lassen.


Der zweite Schreib-Rast-Platz hält einen Ausblick auf Almen und Gipfel bereit. Eine leichte Müdigkeit legt sich auf meine Schultern, die Gedanken werden träge. Ich werde hier IN die Landschaft schreiben und so im Dialog mit der Natur Spuren hinterlassen. Ich spiele mit den Materialien, die herumliegen. Die Geschwindigkeit ist gedrosselt, ich fühle mich gesättigt.

Nun geht es an die Abschlussetappe. Der „ab-nachhause-Trab“ stellt sich ein. Ich feiere die Eindrücke, nicht im Detail als Nacherzählung, sondern als Gesamtheit. Meine Backen sind rot, gefärbt von Sonne und Glück.

Vielleicht seid ihr das nächste Mal tatsächlich mit dabei!

Lieben Gruß
Berglerin: Petra Schwiglhofer
Alle Fotos © Petra Schwiglhofer
www.schreibenundwandern.at

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