Stuhleck trotz allem
Also schneetechnisch betrachtet hatten wir es am 14.01.2018 offensichtlich gut erwischt. Die Schneefälle und vor allem die Temperaturen, hatten das Anschnallen der Schneeschuhe bereits kurz nach dem Parkplatz 4 (Promibahn) ermöglicht.
Parkwächter war auch keiner in Sicht und so sind wir quasi schon zu Beginn fröhlich losgewatschelt.
Die Tour durch den Kaltenbachgraben hat ja nicht nur ein grandioses Forststraßenfinale, der Anfang ist logischerweise das Finale in umgekehrter Richtung, also die Ouvertüre.
Spätestens ab dem Lyragraben waren wir allen Tourenschigehern gegenüber schwer im Vorteil, denn der wenige Schnee im steilen Waldabschnitt, war mit unseren Schneeschuhen (dank Harschkrallen) wesentlich leichter zu bewältigen, als mit Steigfellen. Und mit Schiern am Rucksack und Tourenschischuhen über den vereisten Waldweg hinauf zu steigen, macht wahrscheinlich nicht unbedingt viel Spaß. Aber dafür ist man über die Piste schneller unten.
Da die "Stuhlecker" nach dem vorjährigen Probebetrieb heuer das "Karl-Lechner-Haus" in Betrieb setzten (29. Dezember 2017 - 25. Februar 2018; Montag und Dienstag Ruhetag, sonst durchgehende ehrenamtliche Bewirtschaftung durch Toni Piller. Gruppen NUR gegen telefonische Voranmeldung bei Toni Piller; +43664 4332621), liegt vor dem Gipfelsturm eine Labestation. Die haben wir natürlich sehr gerne angenommen (Tip: gebackene Mäuse bzw. Buchteln).
(Bitte trotzdem die Öffnungszeiten des Lechnerhauses vor einer Tour checken; offener Winterraum aber immer vorhanden)
Ab dem Lechnerhaus empfiehlt es sich die Windbreaker-Bekleidung anzulegen und die Mütze samt Kapuze tief ins Gesicht zu ziehen, denn nach der bald erreichten Baumgrenze wird es Huschi!!!!
Schibrillen helfen da auch ungemein.
Und es war am Sonntag wind(Sturm)bedingt ordentlich Huschi!!!
Hier gleich vermerkt: wenn es ab der Baumgrenze nicht möglich ist von einer Stangenmarkierung zur nächsten zu sehen, gibt es nur eine Alternative: UMDREHEN !!!
Den wer glaubt irgendwelchen Spuren folgen zu können wird bei diesen Bedingungen nach spätestens einer Minute keine Spuren mehr finden. Nicht mal seine Eigenen um sicher umzukehren.
So schlimm war es bei uns noch nicht, aber knapp davor. Beim Schlussanstieg hatten wir den Sturm von links und es sei hier glaubhaft versichert, das Alois-Günter-Haus war erst ab einer Annäherung auf 30m einwandfrei zu identifizieren.
Das Gipfelkreuz war von der Hütte aus nicht mal zu erahnen.
Nach einer Aufwärm- und Labepause ging es am Aufstiegsweg zum Lechnerhaus zurück. Sichtspezifisch muss man bis zum Erreichen der (sturmschützenden) Baumgrenze ca. 15-20 Minuten durchhalten. Wichtig ist dabei als Gruppe eine "Perlenreihe" zu bilden und ja darauf achten, dass die Reihe nicht abreißt und niemand zurück bleibt.
Wenigstens jetzt konnten wir uns unbeschwert durch frisch gefallen und verwehten Pulverschnee blödeln und ab dem Lechnerhaus den Abstieg über gewundene Forststraßen antreten.
Rainer
Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl