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Öffi-Tour: Jolly-Joker auf den Sonnwendstein

Blog von: Martin Heppner

Öffi-Tour: Jolly-Joker auf den Sonnwendstein

Diese Wanderung habe ich als Jolly-Joker Tour ausgeschrieben. Das heißt, ich gebe erst kurz vorherbekannt, wohin die Wanderung geht. Das habe ich mir von meinem Kollegen Hans abgeschaut, weil ich zum Zeitpunkt, zu dem ich die Tour ausschreiben muss, um in die Mitgliederzeitschrift zu kommen, noch nicht sagen kann, wo Ende November wieviel Schnee liegt.

In diesem Fall entscheide ich mich schließlich für die Route Maria Schutz - Sonnwendstein - Erzkogel - Kummerbauerstadel - Schlagl.

Anreise
Wir treffen uns um 6:40 am Hauptbahnhof. Leider sind zwei Teilnehmer krank geworden und haben sich am Vorabend bei mir abgemeldet. Daher sind wir nur zu viert.

Wir nehmen den Railjet um 6:58 nach Wiener Neustadt. Dort steigen wir am gegenüberliegenden Gleis in den Regionalzug Richtung Payerbach-Reichenau um. Mit dem hätten wir auch von Wien wegfahren können. Vorteil: Das Einfach-Raus-Ticket ist mit dem Regionalzug nutzbar. Nachteil: Er fährt schon um 6:28 ab.

Wir steigen jedenfalls in diesen Regionalzug um und fahren bis Gloggnitz. Dort steigen wir in den Bus 1760 um und fahren etwa 20 Minuten bis Maria Schutz. Vor der Kirche steigen wir aus.

Gebirgsjägersteig
Sowohl östlich als auch westlich der Kirche kann man zum Gebirgsjägersteig hinauf gehen. Wir wählen den westlichen Aufstieg, der vom Parkplatz vor der Feuerwehr beginnt.

Der Gebirgsjägersteig führt im Wesentlichen in Serpentinen hinauf. Zuerst dominieren Laubbäume, später Nadelhölzer. Der Weg ist teilweise steil, stellenweise auch schmal. Die feuchten, erdigen Stellen sind rutschig. Ich kann solche Stellen überhaupt nicht leiden und freue mich immer, wenn sie festgefroren sind. Das sind sie diesmal nicht. Zwei Stellen im Aufstieg empfinde ich als unangenehm rutschig und steil - auf den 800HM im Aufstieg also nicht übermäßig viel.

Die Pollereshütte war früher einmal die Bergstation eines Schilifts. Die aufgelassene Lifttrasse und die alte Schipiste queren und sehen wir im Aufstieg immer wieder.

Bei der Pollereshütte kommen wir nach etwas weniger als 2:30h an. Wir haben uns weder besonders beeilt, noch besonders viel Zeit gelassen. Unten, am Beginn des Gebirgsjägersteigs, steht die Aufstiegsdauer mit 1:40h sehr sportlich angeschrieben. Wir genießen immer  wieder den schönen  Ausblick und haben mit etwas über 2h auch kein schlechtes Gewissen.

Die Pollereshütte hat jetzt im November bereits geschlossen. Öffnen wird sie - mit einem neuen Pächter - erst wieder im Frühjahr 2018.

Am höchsten Punkt ist eine Gedenkstätte für die gefallenen Gebirgsjäger und davor eine Aussichtsplattform. Leider zieht gerade jetzt wieder Nebel zu, so dass wir das Panorama nur sehr eingeschränkt wahrnehmenkönnen.

Als nächstes gehen wir auf den Erzkogel hinüber, weil wir für unser seelisches Gleichgewicht ein Gipfelkreuz sehen wollen. Am Erzkogel haben wir mit der Fernsicht mehr Glück: Rax, Schneealpe, Veitsch und Hochschwab sind leicht zu erkennen. Danach müssen wir schon ein bisserl nachdenken, auf welche Gipfel wir schauen. Da wir die Mur-Mürz-Furche entlangschauen, können wir auf der Südseite ganz hinten gerade noch den Zirbitzkogelerspähen. Nördlich davon sehen wir die ganze Linie der Wiener Hausberge: Schneeberg, Rax, Schneealpe, Veitsch, Hochschwab, Eisenerzer Alpen und das Gesäuse!

Kummerbauerstadl
Vom Erzkogel gehen wir über Forstwege zum Kummerbauerstadl hinunter. Verirren ist unmöglich, weil dieses Gasthaus wirklich durchgängig angeschrieben ist!

Plötzlich brechen zwei Gemsen rechts aus dem Wald und queren direkt vor uns nach links! Anfangs schauen wir ihnen erschreckt, dann fasziniert nach.

Im Kummerbauerstadl sind sehr viele Gäste eingekehrt. Da wir nach 13:00 ankommen, scheint der größte Ansturm schon vorbei zu sein und wir bekommen doch noch einen Tisch. Es gibt Spare-Ribs! Ich schlage zu! Schmecken wunderbar!

Nach dem Essen und der Nachspeise brauchen wir  etwas Willenskraft, um unsere Beine wieder in Bewegung zu bringen. Kurz vor dem Verlassen des Gasthofs entdecke ich, dass man dort Zirbenschnaps in der praktischen 1-Liter-Flasche kaufen kann. Ohne ins Detail gehen zu wollen - wir gehen schließlich sehr beschwingt und gut gelaunt los!

Abstieg nach Schlagl
Der Weg führt hinter dem Kummerbauerstadl, in nördlicher Richtung, Richtung Schanzkapelle. Zuerst ist es eine ziemlich frische, recht unattraktive Forststrasse, die in den Kleinen Otter hineingegraben wurde. Glücklicherweise ist die Forststraße aber noch nicht sehr lang und führt als kleiner Wanderweg an der teilweise steilen Bergflanke entlang.

Immer wieder bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf die Semmeringbahn und die dahinterliegende Rax, sowie den Schneeberg.

Schließlich erreichen wir die Schanzkapelle, die gerade neu gebaut wird und als Rohbau derzeit nicht so viel hermacht. Von dort ist es nur mehr ein Katzensprung bis zum ersten Bauernhof von Schlagl.

Als wir auf der Asphaltstraße entlang zur Bushaltestelle Gasthof Westermayer, der leider endgültig geschlossen hat, gehen, bricht die Dämmerung gerade herein.

Heimfahrt
Der Bus zurück zum Bahnhof Gloggnitz kommt pünktlich um 16:45. In weniger als 10 Minuten sind wir am Bahnhof und kaufen uns die Rückfahrkarten.

Noch im Zug vor Wiener Neustadt verabschieden wir uns schon von zwei Teilnehmern, die nicht in den schnelleren Zug umsteigen, sondern lieber gemütlich sitzen bleiben wollen, da ihr Zug von Payerbach kommend Richtung Floridsdorf fährt.

Nur mehr zu dritt steigen wir in den schnelleren Railjet um und sind kurz nach 18:00 wieder in Wien.

Fazit:
Eine öffentlich gut erreichbare Runde über einen Aussichtsberg mit kulinarischem Intermezzo!






Martin Heppner
Übungsleiter Bergwandern und Übungsleiter Schneeschuhwandern
Im Verein seit: 2012
Geboren und aufgewachsen in Klagenfurt, lebt jetzt in Wien

Im Frühjahr 2015 hat er sein Auto verkauft und ist seither mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Touren unterwegs. Darüber bloggt er beim Alpenverein Edelweiss.

In seiner Kindheit haben ihn seine Eltern oft in Kärnten, Slowenien und Italien zum Wandern mitgenommen. Durch den Abstand der Jahre verklärt, kann er sich nur mehr an die schönen Momente in den Bergen erinnern. Deshalb schleppt er jetzt seine eigenen Kinder ab und zu mit in die Wiener Hausberge.

Touren mit Martin Heppner