Bergwaldprojekt [das]; Umweltbaustelle [die]; Teil 9
Die Mittel und „Tue Gutes und rede darüber“
Erfahrungsgemäß ist Unterbringung und Verpflegung der größte finanzielle Brocken, der bei einem Projekt zu stemmen ist. Denn wenn auch nur 6 + 1 Freiwillige (also sechs Teilnehmer und ein Leiter) eine Woche werkeln, sind das immerhin 7 x 6 = 42 Ü/VP. Das läppert sich. Dem gegenüber steht natürlich die theoretische Arbeitsleistung von 7 x 4 = 28 Manntagen.
Kleiner Einschub zur Erinnerung: Anreise Sonntag, Arbeit von Montag bis Freitag inkl. ein Ruhetag und Abreise am Samstag = 4 Arbeitstage. Wobei die Rechnung mit 28 Tagen á 7,5 Stunden zu 28 x 7,5 = 210 Mannstunden führt. Klingt jetzt schon nach was. Damit kann man schon ein bisschen hausieren gehen.
Langer Rede kurzer Sinn: Zur Abdeckung unserer Fixkosten brauchen wir einen Geldgeber. Sinn macht das z.B., wenn der Auftraggeber diese Kosten übernimmt. Wenn also für das Aufforsten eines Schutzwaldes die örtliche Lawinen- und Wildbachverbauung froh ist, willige Freiwillige zu bekommen, dann wird die Kostenübernahme kein Problem sein. Obwohl mit Beherbergungskosten allein ist es nicht getan. Transportmittel, Werkzeuge, Rohmaterialien (Setzlinge) und Fachleute zur Einschulung und Unterstützung sind ja meistens auch noch notwendig.
Als wesentlicher Faktor zur Bereitschaft, hier wirkliches Geld in die Hand zu nehmen, hat sich die mediale Verbreitung solcher Projekte herausgestellt. Also „Tue Gutes und rede darüber“!
Jede Gemeinde, jede Forstverwaltung und zuständige Lawinen- und Wildbachverbauung, jede Almgenossenschaft usw., freut sich über positive Berichterstattung in Printmedien, TV + Radio (lokale Stationen!!!), Social-Media und was einem da sonst noch alles einfällt. In der Regel sind die Aufgezählten an Material (vor allem in den Ferien) und lokalen Geschichten interessiert. Nicht immer erscheint dann zeitnah ein Artikel, aber „es tröpfelt“ wie ich als Wiener sage.
Und das ist meiner Meinung nach der richtige Ansatzpunkt um die Finanzierung eines Projektes auf die Beine zu stellen. Die öffentliche Wahrnehmung dient hier gleich als Multiplikator und nicht zu unterschätzender Werbeträger für das aktuelle Projekt und für alle Zukünftigen. Und wer liest, hört und sieht sein Projekt nicht gern in den Medien? Denn negative Berichterstattung über ein Bergwaldprojekt oder eine Umweltbaustelle ist mir noch nicht untergekommen. Wie denn auch, gibt’s ja nix Negatives.
Damit die „Pressearbeit“ einen professionellen „Touch“ bekommt, werden Projekte und deren Leiter auch nicht in das kalte Wasser gestoßen. Im Gegenteil, da hilft einem der Hauptverein mit dem Projekt „P.U.L.S.“ (Presse.Umwelt.Leben.Sommer.). Die Abschreibübung spar ich mir, Details dazu auf www.alpenverein.at
Aber zu guter Letzt: Beim „auf die Beine stellen“ eines Projektes ist Kreativität, gepaart mit Hartnäckigkeit, Verhandlungsgeschick und Unaufgeregtheit gefragt. Eigeninitiative hat man ja schon bewiesen. Selbstvertrauen sowieso. Und ganz arm ist der ÖAV auch nicht. Unterstützung im Back-Office, ein Allrad-Mercedes-Automatic-Bus (nach Verfügbarkeit) und notwendigste Spesen sowie Fahrtkosten der Projekt- und Gruppenleiter gibt die Zentrale dazu.
Rainer
Rainer Vogl
Im Alpenverein Edelweiss seit: 2010
Bergwanderführer
Aktivitäten: Wanderungen im Sommer und Winter, Bergwaldprojekte
Touren mit Rainer Vogl