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Vortrag: Politisierte Seilschaften

Die illegale NSDAP und der Alpenverein in Österreich 1933–1938
Gunnar Mertz: Do., 10. Juni 2021

Die NSDAP griff nach ihrem Verbot in Österreich 1933 auf unterschiedliche Strategien zurück. Neben der weiteren Sichtbarkeit durch Propaganda und Terrorakte war die Infiltration von Behörden und legalen Organisationen die nachhaltigste Strategie. In der historischen Literatur finden sich dazu viele, mehr oder weniger verstreute Hinweise und der Deutsche und Österreichische Alpenverein wird oft als NS-Tarnorganisationen und Agitationsplattform genannt. Der Beitrag untersucht ideologische, personelle und organisatorische Verbindungen im Rahmen formeller und informeller Machtstrukturen zwischen dem Verein, der nationalsozialistischen Partei und dem Deutschen Klub.

Alleine in der Akademischen Sektion Wien des Alpenvereins waren etwa ein Zehntel der rund 400 Mitglieder ebenso auch im Deutschen Klub organisiert. Unter Berücksichtigung regionaler und geschlechtsspezifischer Unterschiede zeigt der Beitrag die Tarnung von NS-Formationen im Alpenverein und die Nutzung seiner Infrastruktur, insbesondere der Berghütten, für Parteizwecke: Vom ersten illegalen Schulungslager der Führerinnen des Gaues „Alpenland-West“ des Bundes Deutscher Mädel im Winter 1933/34 bis zum ersten illegalen Lager der gesamten SA, das Anfang 1938 von einem Vereinsmitglied geleitet wurde. Dabei wird der Alpenverein zwischen Terror, Juliabkommen und „Befriedungspolitik“ in den 1930er Jahren positioniert und Kontinuitäten in die Zeit nach dem „Anschluss“ und in die Zweite Republik aufgezeigt. Mitglieder von NS-Formationen und des Deutschen Klubs waren nach 1945 nicht nur in Leitungspositionen des Alpenvereins tätig, sondern sie prägten auch den alpinen Raum, beispielsweise durch eine namentlich benannte Berghütte.



Vortrag im Rahmen des Workshops „Antisemitische und politische Netzwerke in der Zwischenkriegszeit. Zur Bedeutung informeller Machtstrukturen für die Radikalisierung in Österreich“

Veranstaltungsort: Karl-Renner-Institut, Karl-Popper-Straße 8, 1100 Wien

Donnerstag, 10. Juni 2021
16:15–17:45 Uhr, Panel 4: Legale und illegale rechtsextreme und antisemitische Netzwerke

Verbindliche Anmeldung bis 7. Juni erforderlich. 
Es wird nur eine limitierte Anzahl an Teilnahmemöglichkeiten geben.

Anmeldung und weitere Infos