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Berg im Bild # 25

Ernst Dosenberger (Innsbruck 1898 - 1963)


„Sprungschanze in Hofgastein“,
signiert, Öl auf Leinwand, 45,5 x 62,5 cm

Es ist schon etwas Ausgefallenes, wenn ein Akademischer Maler gleichzeitig auch ein Skipionier ist. Umso mehr überrascht es, dass solch eine Persönlichkeit nach wenigen Jahrzehnten weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Hier sollen nur einige Streiflichter auf das Leben dieses Künstlers und Sportsmannes geworfen werden. 
Ernst Dosenberger kam im Jahr 1898 in Innsbruck zur Welt. Während sein früh verstorbener Vater ein begeisterter Radfahrer war, zog es den Sohn schon in jungen Jahren zum Skisport, wo er bereits als Jugendlicher an Wettkämpfen teilnahm. Seine besondere Liebe galt dabei dem Sprunglauf. Ab 1916 führte ihn der Kriegsdienst in die Berge – zuletzt an die Ortlerfront. Erst danach konnte er seine Ausbildung an der Innsbrucker Kunstgewerbeschule abschließen. In der in Tirol wohlbekannten Malschule Toni Kirchmayr verfeinerte er schließlich seine Technik. 

Die Winter 1922 bis 1932 verbrachte Dosenberger fast durchgehend in Hofgastein. Auslöser dafür war das offizielle Eröffnungsspringen auf der erst kürzlich fertiggestellten Sprungschanze. Diese zählte zu den größten Anlagen Mitteleuropas und war nach dem Skipionier Oberst Georg Bilgeri benannt. 1927 gelang Ernst Dosenberger mit zwei Gefährten der erste „Dreisprung“ in der Geschichte dieser Schanze. Bei diesem spektakulären Bewerb gehen drei Springer gleichzeitig über den Bakken. Das Ereignis wurde von einem örtlichen Fotografen (Eduard Wolkersdorfer) gerade im richtigen Moment festgehalten. 
Neben seiner Leidenschaft für das Springen war Dosenberger auch ein beliebter Skilehrer, der durch seine „Trockenkurse“ bis nach Wien bekannt war. 1927 nahm er an der ersten offiziellen Skilehrerprüfung teil und wurde zum Obmann des neu gegründeten österreichischen Berufsskilehrerverbandes gewählt. Neben dieser Tätigkeit folgte er seiner Berufung als Maler und schuf zahlreiche Winterbilder von Hofgastein, darunter auch das hier vorgestellte Bild aus dem Jahr 1924. Für die Gasteiner Hotellerie fertigte er zahlreiche Gemälde an. Diese wurden durch Postkarten, welche nach den Originalen gestaltet waren, zu Werbeträgern für den aufstrebenden Wintersportort. 



In der Wintersaison 1932/33 leitete Dosenberger die Skischule des Hotels Panhans am Semmering. Nach diesem kurzen Gastspiel wechselte er nach Zürs am Arlberg, wo er ebenfalls die Leitung der örtlichen Skischule übernahm. 1938 erfüllte sich sein langjähriger Wunsch, Bergführer zu werden. Was seine künstlerische Tätigkeit betrifft, so entsprach sein naturalistischer Stil als Landschaftsmaler weitgehend dem Zeitgeist. Zurück in Innsbruck, gestaltete er 1950 ein Panorama mit Stadtplan von der Tiroler Landeshauptstadt, welches immer wieder neu aufgelegt wurde. Großflächige Wandgemälde in Schulen und Hotels aus der Zeit von 1956 bis 1958 sind leider nicht erhalten geblieben. 1963 verstarb der Künstler in seiner Heimatstadt.



Das in diesem Beitrag beschriebene Bild „Sprungschanze in Hofgastein“ lebt von der sonnendurchfluteten Winterlandschaft des Gasteinertales, der Darstellung von Heuschobern und Waldstreifen und natürlich dem zentralen Motiv der drei nebeneinander liegenden Sprungschanzen. Im Hintergrund ist auch der Stubnerkogel bei Bad Gastein zu erkennen. 
Zuletzt sei noch ein weiteres Gemälde von einer Sprungschanze vorgestellt. Es stammt vom kaum bekannten Maler Franz Moditschka (Wedrowitz in Mähren 1873 – 1959 Klosterneuburg) und ist mit 1913 datiert. Ein Skispringer hoch in der Luft, zwei norwegische Fahnen im Wind und kleine Flaggen in Rot und Schwarz zur Weitenmessung. Diese Darstellung ist nach mehr als 100 Jahren ein interessantes und seltenes Zeitdokument für die Entwicklung des Skispringens...

Hans Wohlschlager